2 Jahre Kurzschluss @ Sackfabrik [07.02.09] - Interview im Magazine - Line Up

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Thomas Schneider
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2 Jahre Kurzschluss @ Sackfabrik [07.02.09] - Interview im Magazine - Line Up

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Link für's selbst Blättern im Magazin: http://www.lineup-mag.de/flash_guide/2009-01/flash.html



2 Jahre Kurzschluss
“Lasst uns denn noch einmal kurzschließen.“



Seit zwei Jahren erweckt Kurzschluss mit ausschweifenden Partys in der Magdeburger Sackfabrik die Aufmerksamkeit ambitionierter Clubgänger im nördlichen Sachsen-Anhalt und darüber hinaus. Liebe zum Detail und ein breitgefächertes Musikkonzept von Ambient über House und diverse Techno-Spielarten bis hin zu Drum´n´Bass sorgen für Abwechslung und sollen daneben einen erzieherischen Charakter haben. Auf ihrer Website verkünden sie: „Elektronische Clubmusik hat viele Gesichter und Traditionslinen. Allesamt sind zu wertvoll, um sie im Korsett eines Schubladendenkens einzuengen. Kurzschluss möchte Schranken durchbrechen und so Zuhörern wie Gästen neue Welten eröffnen.“ Dass hinter Kurzschluss viel mehr als eine Partyreihe steckt, erfuhr Lineup im Gespräch mit den Gründungsmitgliedern Thomas Schneider und Kristian Ebert alias Casa.


Wie habt ihr Euch vor zwei Jahren zusammengefunden?
Casa:
Magdeburg ist recht überschaubar und wenn man dort ähnliche Interessen hat, läuft man sich irgendwann zwangsläufig über den Weg. Wenn die Chemie stimmt, macht man dann was zusammen. Thomas und ich waren von 2003 bis 2006 als DJs und Veranstalter bei Aktion Audio tätig. Als das Projekt zu Ende ging, wollten wir etwas Neues starten, was alle unsere Ideen miteinander verbindet.

Thomas:
Boma, der heute leider nicht dabei sein kann, war zu dieser Zeit bei 2Inch aktiv. Er ist ein langjähriger Freund von mir. Daher wusste ich, dass er ähnliche Vorstellungen hatte. Wir setzten uns dann zu dritt hin und arbeiteten über längere Zeit ein Konzept aus.


Was waren damals Eure Ziele, Wünsche und Träume?

Thomas:
Wie heißt es so schön: „Viele Seelen wohnen, ach, in meiner Brust.“ Das ist schon schwierig. Wenn man drei Seelen nimmt umso schwerer. Als DJ ist man daran interessiert vor Publikum spielen zu können. Als Musikliebhaber feiert man gern zu seiner Lieblingsmusik. Wenn man Musik produziert, möchte man seine Kompositionen einer breiten Öffentlichkeit vorstellen und wenn man Partys organisiert, möchte man in die glücklichen Gesichter seiner Gäste schauen. All das traf auf uns zu und so wollten wir gemeinsam ein cluborientiertes Projekt aufbauen, was sich einerseits auf Veranstaltungen und Bookings in der Sackfabrik konzentriert, andererseits gleichgesinnten Musikern und DJs eine Heimat bietet.

Casa:
Das Projekt sollte mit dem notwendigen Ernst betrieben werden, ohne dass dabei der Spaß auf der Strecke bleibt. Ich glaube das war und ist unser größter persönlicher Wunsch. Der Spaß bezieht sich dabei nicht nur auf unsere Zusammenarbeit im Team, sondern auch auf die Herangehensweise bei unseren Veranstaltungen. Unsere Gäste sollen die gleiche Freude am Facettenreichtum der elektronischen Clubmusik haben wie wir. Es gibt mehr zu dem man ausgelassen feiern kann, als Techno und Minimal. Dazu sei gesagt, als wir Kurzschluss planten, war unserer Meinung nach, die stilistische Bandbreite in den Magdeburger Clubs zu eng. Wir wollten den Leuten zeigen, was es sonst noch gibt und sie animieren über den eigenen Tellerrand zu schauen.

Thomas:
Das klingt jetzt alles sehr idealistisch, aber das ist wirklich unser gemeinsamer Traum: Scheuklappen beseitigen. Natürlich möchte man auch erfolgreich sein, bei dem was man tut. Wir sind mittlerweile ein Team aus 10 Acts. Das bedeutet auch Verantwortung, wenn man organisatorische Aufgaben übernommen hat. Deshalb ist es wichtig, dass man Kontakte zu anderen Crews knüpft und pflegt. Nur wenn man ehrlich ist und sich gegenseitig hilft, kann man seine Ziele erreichen.


Warum habt ihr Euer Projekt Kurzschluss genannt? Hat der Name eine tiefere Bedeutung für Euch, oder war er durch eine plötzliche Entladung schlagartig da?

Casa:
Als wir am Konzept gearbeitet haben, kam es sehr häufig vor, dass am Ende vieler Treffen der Satz: “Lasst uns denn noch einmal kurzschließen.“ fiel. Da wir uns nicht nur wegen dem Projekt kurzschließen mussten, sondern auch in jeglichen anderen Bereichen absprechen, sahen wir darin auch einen musikalischen Zusammenhang. In der Physik bezeichnet „Kurzschluss“ die Situation, wenn Plus-Pol und Minus-Pol einer Spannungsquelle eine direkte Verbindung eingehen. Dabei wird schlagartig viel Energie freigesetzt. Musik ist sinnbildlich die Spannungsquelle mit der DJs und Acts energetische Stimmungen erzeugen können. Die Idee: Nutzt man das Beste aus allen Quellen, kann man etwas Neues, Kräftiges erschaffen. Das Wort “Kurzschluss“ brachte für uns die Verbindung aus einem innovativen, abwechslungsreichen, elektronischen Musikkonzept und unserem persönlichen Ideal, immer gemeinsam entscheiden zu wollen, genau auf den Punkt.

Thomas:
Im Nachhinein betrachtet, war die Namensgebung vielleicht ein wenig blauäugig. Viele denken bei dem Wort Kurzschluss in Verbindung mit elektronischer Musik zuerst an schlechten Techno härterer Gangart. Das war uns in seiner Tragweite nicht bewusst und es hat viel Überzeugungsarbeit gebraucht, diese Vorurteile auszuräumen. Mittlerweile wissen die Leute, dass wir qualitativ hochwertige Musik bieten und stilistisch nicht in eine Schublade gesteckt werden können. Einige Stammgäste spielen bereits mit dem Wort und sagen, wenn sie zu unseren Partys kommen: „Wir schließen uns kurz“. Das freut uns sehr, weil es etwas Gemeinschaftliches hat.


Ihr habt schon mehrmals von Eurem breiten Interesse an elektronischer Musik gesprochen. Was sind konkret Eure musikalischen Einflüsse und wie beeinflussen sie die Herangehensweise bei der Planung und Umsetzung Eurer Veranstaltung?

Casa:
Bei den vielen Leuten im Team, ist es schwierig alle Einflüsse aufzulisten. Ich glaube da wäre dann fast alles dabei, wozu man tanzen oder entspannen kann. Was uns alle verbindet, ist die Liebe zum frühen Techno Sound. Unsere Musikgeschmäcker stehen bei der Zusammenstellung der Lineups klar im Vordergrund. Wir buchen keinen Act, weil er grade angesagt oder auf allen Covern zu sehen ist, sondern Künstler, die uns am stärksten prägen und geprägt haben. Unsere Veranstaltungen sollen auch ein Stück der Technogeschichte erzählen. Mit Bookings von Acts wie Mijk van Dijk, DJ Hell, Neil Landstrumm, Beroshima, oder Dave Tarrida haben wir schon einige Musiker nach Magdeburg geholt, die wichtige Beiträge für die Szene geleistet haben. Es gibt noch viele mehr, die bis heute aktiv sind und wer weiß, wer von ihnen noch den Weg in den Elbestadt finden wird.

Thomas:
Bei der Musikauswahl ist uns Abwechslung wichtig. Wir sind dazu übergegangen nur noch auf mindestens zwei Floors zu veranstalten, die soundmäßig strikt voneinander unterscheidbar sind. Es macht für uns wenig Sinn, wenn man als Besucher den Floor wechselt und keinen Unterschied hört. Am Veranstaltungsabend soll dann jeder Floor ein geschlossenes Musikbild ergeben. Wir legen uns vorher fest, welche Stile präsentiert werden sollen und danach suchen wir dann die DJs und Liveacts aus.


In den vergangenen Jahren hat sich Magdeburg zu einem Leuchtturm elektronischer Clubmusik in Sachsen-Anhalt entwickelt. Heute gibt es in der Stadt ein breites stilistisches Angebot von deepen House über Minimal und Techno bis hin zu Drum´n´Bass, außergewöhnliche Locations, intime Klubs und mehrere kleine Festivals sowie regelmäßige Gastspiele nationaler und internationaler Topacts. Wie stimmt Ihr mit Kurzschluss in den Kanon der Veranstalter ein, um bei den Zuhörern Interesse zu wecken?

Casa:
Das sich Magdeburg mittlerweile in diesem Licht bewegt, kommt auch nicht von ungefähr. Es gibt in der Stadt eine Hand voll Crews, die richtig was auf die Beine stellen und eine sehr hohe Qualität bieten. Auch wenn es Überschneidungen in den Zielgruppen gibt, hat jeder sein eigenes Konzept. Daher kann und sollte man auch keine Noten geben, wer was besser oder schlechter macht. Es gibt in Magdeburg und Umgebung viele sehr gute DJs und talentierte Produzenten, die mit Herz und Seele dabei sind. Letztendlich nützt kein Headliner auf internationalem Niveau, wenn es sonst in den Ohren weh tut und keine Stimmung aufkommt. Die vorwiegend lokal und regional tätigen Acts machen den Sound von Magdeburg aus und sie machen die Stadt zurzeit sehr interessant.

Thomas:
Wir versuchen bei unserer Veranstaltungen namenhafte Gäste als Headliner zu buchen, die vielleicht noch nie in Magdeburg oder in Sachsen-Anhalt gespielt haben. Das ist nicht immer leicht. Selbstverständlich müssen alle Acts, die auf unseren Partys spielen, ihr Handwerk verstehen und auf das Publikum eingehen können. Unsere Gäste sollen möglichst von der ersten bis zur letzten Minute Freude haben und gute Musik hören. Durch die vielen guten Veranstaltungen und hochkarätigen Lineups in der Stadt sind die Leute sehr anspruchsvoll geworden. Das wirkt sich sehr positiv aus, denn dadurch wird die Anzahl kontraproduktiver Veranstaltungen gemindert. Es geht allerdings nicht darum, immer noch eins draufzusetzen, sondern dem Publikum Gewissheit zu geben. Es hat sich rumgesprochen, dass man in Magdeburg musikalisch sehr gute und abwechslungsreiche Abende mit Freunden verbringen kann. Das sieht man an den Nummernschildern auf den Parkplätzen vor den Locations und das ist ein Verdienst der harten Arbeit vieler Crews, von dem alle profitieren.


Eure Veranstaltungen finden in dem traditionsreichsten Magdeburger Klub, der Sackfabrik, satt. Warum habt ihr die Sackfabrik, in der auch Reggea-, Rock- und Punkkonzerte stattfinden, als Basis gewählt?

Casa:
Wir finden es gut, dass die Sackfabrik ein stilistisch offener Independent Club ist. Das passt zu uns. Übrigens sollte man sich, auch wenn man hauptsächlich Technofan ist, die guten Bands, die dort auftreten, nicht entgehen lassen.

Thomas:

Mir hat von Beginn an das industrielle, warme Clubfeeling im Inneren gefallen. Außerdem ist die Lage am Industriehafen Rothensee traumhaft. Früher haben wir mit Aktion Audio dort Partys organisiert und sind dadurch dem Charme des Clubs verfallen. Mit den Jahren baut sich da eine Art persönliche Bindung zur Location auf. Mittlerweile gehört die Crew der Sackfabrik zu unseren guten Freunden, was die Zusammenarbeit erheblich erleichtert.


Bald ist es ja wieder soweit. Euer zweijähriges Jubiläum begeht Ihr zusammen mit dem Plattenlabel Null Records, das seinen neunten Geburtstag feiert. Was verbindet Kurzschluss mit Null Records?

Thomas:
In erster Linie verbindet uns natürlich die Musik. Die Veröffentlichungen von Null Records haben einige von uns sehr geprägt. Zudem hat sich in den letzten Jahren durch gemeinsame Bookings eine kleine Freundschaft entwickelt. Was gibt’s da besseres, als gemeinsam Geburtstag zu feiern und gleichzeitig die Gelegenheit zu nutzen, sich bei Mitstreitern, Fans und Stammgästen mit einer fetten Party zu bedanken?


Und was erwartet Eure Gäste in der Geburtstagsnacht?


Casa:
Richard Bartz wird mit seinen Geräten ein Liveset spielen, auf das wir uns schon sehr freuen. Er gehört zu den wichtigsten deutschen Elektronikproduzenten und er hat mit seinem unverwechselbaren Sound viele Menschen beeinflusst. Auch uns. Null Records wird mit einigen seiner Acts ein Showcase machen. Neben dem Labelowner Hanno Hinkelbein werden dort Bill Youngman live, Steph und Beni zu hören sein. Selbstverständlich werden auch Artists von Kurzschluss und einige langjährige Freunde hinter den Decks stehen. Ich bin mir sicher, dass es für alle die mitfeiern eine unvergessliche Nacht mit einigen Überraschungen werden wird. Also wer Zeit hat, sollte es sich nicht entgehen lassen.

Wenn danach der Kater verflogen ist, wird es sicher weitergehen. Was habt ihr in den nächsten zwei Jahren vor?


Thomas:
Oh, wenn ich ehrlich bin haben wir noch gar nicht soweit geplant. Dieses Jahr werden wir unser Label Kurzschluss Records in Angriff nehmen. Die Planungen dazu laufen schon eine Weile und wenn alles klappt, gibt´s dann Kurzschluss im Plattenladen. Selbstverständlich wollen wir auch weiterhin auf unseren Veranstaltungen interessante und abwechslungsreiche Lineups bieten. Die Stadt wirbt mit dem Slogan: Magdeburg überrascht. Kurzschluss wird´s tun. [Beide Lachen]




Interview: Andreas Leißner (eden)




Mehr Infos zu der Veranstaltung gibts hier: phpBB2/viewtopic.php?t=37009

...oder auch hier: www.Kurzschluss-rec.de / www.myspace.com/kurzschlussrec
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Das Gift
Wessi
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Beitrag von Das Gift »

Sehr schönes Interview. Hervorzuheben ist, dass Casa auf den U-Charakter der hiesigen Szene angespielt hat ...
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