Hydrus / Kettel - Split LP Series #2 - Narrominded
Narrominded ist ein kleines niederländisches Label, welches vorallem CDs und MP3s releast. Um so erstauter war ich dann vorhin, als ich noch auf gut Glück eine von den 3 Releases die dieses (bereits 7 Jahre alte) Label auf Vinyl rausgebracht hat mit zum Plattenspieler des A-Musik genommen hab.
Da setzt man sich dann auf den Barhocker, packt die Schallplatte langsam aus und legt die Nadel auf die Platte und in die Rille.
Dann drückt man normalerweise Play, hebt alle 20Sekunden den Tonarm und skipt wild durch die erste Seite.
Dies ging bei dem Release allerdings nicht, da mich dieser Sound sovort gefesselt hatte.
Hydrus, laut Discogs 2 Producer die sich erst recht spät fanden, klingt auf der ersten Seite extrem professionell. Die Tracks dieser Seite verlaufen ineinander, so das der "Raum" den die Musik aufbaut niemals zusammen fällt sondern sich nur immer wieder erweitert. Musikalisch könnte man hier Plaid als Knotenpunkt nehmen bis dann auf einmal "Mighty-Tally", der letzte Track dieser Seite, anfängt und wild umher Breakt.
Wie aus dem nichts erschaft hier Hydrus eine Mischung aus Jungle und IDM die einfach mal unglaublich gut funktioniert.
Man könnte auch sagen "Ich dachte mir ziehts die Schuhe aus, als ich das hörte". Für viele Freunde des "Loungesounds" der ersten drei Stücke wird dieses Stück sicher zu Anfang ein kleiner Schlag ins Gesicht sein doch sobald man sich öfnet schaft dieser Track eine Stimmung die vielleicht noch mit guten Aphex Twin Releases zu vergleichen ist.
Ganz Groß!
Kettel, der die B-Seite zu dieser Split beisteuert, ist dann sicher schon einigen bekannt. Releases auf Merck, Planet Mu und Djak-up Bitch Dub sprechen für ich und so zeigt sich auch hier Kettel sehr vertriggert und mit einer Menge an Breaks. Dabei zeigt sich Kettel hier von einer seiner besten Seiten. Bereits der erste Track fügt sich ideal in einen Sommertag und läd zum träumen ein. Auch im zweiten Track schaft es Kettel trotz sehr experimenteller Sounds eine Stimmung aufzubauen die irgendwo duch die Luft fliegt und einen immer wieder auf die Stirn küsst.
Vorallem diese Vielseitigkeit der Tracks spricht eindeutig für Kettel, der den Hörer immer wieder mit neuen Mellodien überrascht die dabei nie aufgesetzt klingen.
Glance N2 wirkt dann leicht melancholisch und könnte gern auch einige Minuten länger gehen.
Why Aren't We Talking erinnert mich dann ein wenig an Bogdan Raczynski.
Es ist unglaublich wie Kettel hier mit Beats und Melodieen spielt, die man nie so zusammen erwartet hat. Trotz der recht hohen Geschwindigkeit wirkt der Track in sich nie hektisch oder überladen. Ein Spagat, den nur sehr wenige Künstler so zu stande bringen.
Die B5 baut sich dann wie ein Hörspiel auf und könnte, wie auch schon der Track auf Hydrus' Seite genauso gut von Richard D. James produziert wurden sein (nur das man von dem schon lange nicht mehr solche "Meisterwerke" hören durfte).
Mit Weeping Pillow II endet dann auch Kettels Seite und macht großen Hunger auf mehr.
Im vergleich zu dieser Scheibe entäuscht aber seine neue Split auf Merck schon ein wenig.
Fazit:
Eine Scheibe, die jedem Liebhaber von IDM wärmstens ans Herz gelegt ist. Ich habe selten eine so ausgereifte Split LP gehört bei der sich wirklich alle Tracks auf einem Niveau bewegen an denen sich viele aktuelle Künstler eine große Scheibe abschneiden können.
Dies ist keine Musik für ein oder zwei Wochen sondern hier kann man wirklich von zeitloser Musik sprechen. Da verwundert und stört es auch nicht, dass dieses Release bereits 2004 in die Läden kam.